Museums-Pavillon & Touristische Wissenspfade, TU Berlin

Projektbezeichnung: Museums-Pavillon & Touristische Wissenspfade, TU Berlin
Firma/ Institution: Natural Building Lab, TU Berlin | ZRS Architekten Ingenieure
Kategorie: Kategorie C
Jahr: 2023
Bezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf

Neubau Museums-Pavillon – Reallabor für das Planen und Bauen innerhalb der planetaren Grenzen

Das GRW-Projekt „Museums-Pavillon und Touristische Wissenspfade“ ist ein Forschungs- und Bauvorhaben der Technischen Universität Berlin und des Bezirks Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf. Durch klimaangepasstes Design, die Entwicklung zirkulärer Bausysteme unter Einsatz von wiederverwendeten Rohstoffen sowie eines adaptiven LowTech-Konzepts entsteht ein klima- und ressourcenpositives Gebäudeprinzip für einfaches, schadstofffreies Bauen aus Holz mit schlanker Gebäudetechnik, das Abfall fast gänzlich vermeidet. Auf Basis dieser Prinzipien soll das Gebäude einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und vom Ressourcenvernichter zum Ressourcenerhalter werden. Als Reallabor für das Planen und Bauen in den planetaren Grenzen werden innovative und experimentelle Lösungen entwickelt und umgesetzt, das Projekt basiert auf und kooperiert mit Forschungen verschiedener Fachgebiete der TU Berlin.

Zur Erreichung der Klima- und Ressourcenziele im Bauwesen bis 2050 bedarf es dringend methodischer Ansätze für Innovationsschübe in allen Bereichen - von der Material- und Konstruktionsentwicklung bis zur kreislaufgerechten Konzeption und Anpassungsfähigkeit von ganzen Gebäuden. Hier kommt der Wiederverwendung von Altholz aus Bau- und Abbruchabfällen in Deutschland eine Schlüsselrolle zu. Trotz des steigenden Bedarfs an Schnittholz wird Altholz (Holz aus Bau- und Abbruchabfällen) primär in einer abwertenden Nutzungskaskade thermisch (79%) oder stofflich (15%) verwertet. Eine Wiederverwendung im Bauwesen ohne Zerkleinerung als tragende Bauteile findet kaum statt.

Im Fokus des Forschungs- und Bauvorhabens steht die Entwicklung von Strategien zur Gewinnung, Beurteilung und Einsatz von Altholz in Tragkonstruktionen, durch zerstörungsfreie Rückbaustrategien, sowie Ableitung alternativer Sortierklassen. Die angepasste Planung sieht ein reversibles und stahlarmes, additives Tragsystem mit optimierten Querschnitten vor, basierend auf dem Einsatz von Altholz. Die 12 m spannenden Gitterträger aus Altholz werden zum gestalterischen Element und für das Vorhaben wird eine Recyclingquote von 100% angestrebt. Durch Kooperation von Forschung und Praxis, neuer Wertschöpfungsketten und alternativer Werkzeuge der Planung, kann flexibel auf bestehende Materialpools reagiert und zukunftsweisend und kreislaufgerecht geplant werden.

Das Museum wird als adaptives LowTech Gebäude konzipiert und zum zukunftsweisenden Pilotprojekt für nachhaltige Museen. Anstelle von hoch technisierter Standard-Ausstattung wird ein adaptives Betriebssystem entwickelt. Ein angemessener Glasanteil und nachhaltige Textilfassade vermitteln ganzjährig im Spannungsfeld zwischen optimalem Wärmeschutz im Winter, unerwünschten Gewinnen im Sommer, Tages- und Kunstlicht. Klimasteuernde Materialien wie Lehm, Naturfaserdämmung und Holz ermöglichen die Reduzierung des Lüftungs- und Klimatisierungsbedarfes auf ein Minimum. Auf diese Weise werden aktuell etablierte, technikzentrierte Standards im Bauwesen hinterfragt und auf Lüftungs- und Klimatechnik verzichtet.

Zunehmend komplexe Anforderungen an das Planen und Bauen im Gebäudebereich führen in der Praxis zu vielfältigen Akteurskonstellationen, sowie Abläufen und Interdependenzen. Die notwendigen Innovationen im klimagerechten Bauen werden in der Praxis dadurch häufig erschwert und spezifisch gewonnenes Wissen bleibt lokal in einzelnen Projekten gebunden. Das Projekt „Museums-Pavillon und Touristische Wissenspfade“ wurde in einem kollaborativen, partizipativen Prozess aus der Universität heraus erarbeitet. In Kooperation mit einem transdizsiplinären Fachbeirat, erarbeitete ein studentisches Projektbüro die konzeptionelle Vorplanung. Im April 2022 wurde diese an ein kollaboratives Planer*innenteam aus Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Fachplaner*innen und Ausstellungsgestalter*innen übergeben die das Vorhaben weiter planen und bis 2027 realisieren.

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Ansprechpartner

Sina Jansen (Telefon: 030 314 21 883)

Visualisierung: ZRS Architekten
Museums-Pavillon & Touristische Wissenspfade | Berlin – Außenwirkung