Nullemissionshaus Boyenstrasse

Projektbezeichnung: Nullemissionshaus Boyenstrasse
Firma/ Institution: Deimel Oelschlaeger Architekten Partnerschaft
Kategorie: Kategorie A
Jahr: 2014
Bezirk: Mitte

In der Boyenstraße wurde mit einer Baugruppe das erste 7-geschossige Nullemissionswohnhaus mit 2.380 m2 WFL in Berlin im Sommer 2013 fertig gestellt. Mit seinen 21 Wohneinheiten und Wohnungsgrößen von 60-140 m2 demonstriert das Projekt am Rande des Berliner Regierungsviertels, wie sich die Energiewende im Wohnungsbau verwirklichen lässt: Das Gebäude erzeugt praktisch kein CO2 und weist eine positive Primärenergiebilanz auf. Grund dafür ist ein effizienter Mix aus Energieeinsparung und Energiegewinnung, u. a. durch Photovoltaik und ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk. Intelligente Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung und die Bauweise tun ein Übriges.

Das Haus ist in der Gesamtbilanzierung CO2 neutral. In der Emissions-Bilanzierung wird nicht nur der Anlagenstrom berechnet, sondern auch die Kosten für den Stromverbrauch aller Haushalte. Selbst nach Berücksichtigung des Haushaltsstroms ergibt sich für das Gebäude unter dem Strich ein positives Energiesaldo. Das Wohnhaus wurde als KfW Effizienzhaus 40 gefördert und durch das Passivhaus Institut Darmstadt zertifiziert. Das Gebäude wurde in Mischbauweise errichtet, bestehend aus einem massiven aussteifenden Kern und einem Schottenbau aus Stahlbeton.

Die Fassaden bestehen aus vorgefertigten Holzrahmenelementen mit 24 cm eingeblasenen Zellulosefasern (Isoflock) als Dämmstoff. Die Fassade ist bei höchster technischer Anforderung an Dampf- und Luftdichtigkeit diffussionsoffen gestaltet. Mit der Holzweichfaserdämmung sind die Elemente beinahe 100 % recycelbar. Die Rahmen der Holz-Aluminiumfenster sind aus Kiefernholz. Die Straßenfassade erhält vorgehängte Faserzementplatten; die Gartenseite wird auf einer Holzweichfaserplatte verputzt und erhält eine Balkonanlage mit Verschattungselementen aus Lärchenholz für den sommerlichen Wärmeschutz. Unter dem Fundament wurde Schaumglasschotter aus recyceltem Altglas eingebaut.

Insgesamt beträgt der U-Wert der Gebäudehülle inklusive Fenster 0,245 W/m2K. Damit ist das Passivhaus so gut gedämmt, dass interne Wärmequellen und passive Sonneneinstrahlung einen wesentlichen Beitrag zur Wärmerzeugung leisten. Eine semizentrale Lüftungsanlage mit 85 % Wärmerückgewinnung wurde eingebaut. Die Zuluft wird zentral aus dem Garten über eine im Erdreich verlegte Leitung zum Lüftungsgerät im KG geführt. Nach Wärmeübergabe im Wärmetauscher erfolgt die Nachheizung dezentral in den Abhangdecken der Bäder in den Wohnungen.

Auf zusätzliche Heizflächen wurde bis auf wenige Räume (Handtuchheizkörper in den Bädern) vollständig verzichtet. Durch eine Energie AG der Baugruppe wurden die Bewohner frühzeitig bei den Entscheidungen involviert. Ablesung und Controlling der Energieverbräuche werden von der Eigentümergemeinschaft übernommen um frühzeitig Abweichungen zu steuern. Die Grauwasseranlage ist vorinstalliert für einen späteren Einbau nach Abschluss der Testphase einer Pilotanlage mit einer Abwasserwärmerückgewinnung.

Das ökologische Konzept wird durch eine Photovoltaik-Anlage und ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk ergänzt. Das Gründach sorgt für eine reduzierte Regenwasserabgabe und ein gesundes Stadtklima. Das Regenwasser wird in einem Sickerschacht im Garten geleitet. Der versiegelte Flächenanteil wurde im Garten minimiert. Der Heizwärmebedarf des Gebäudes beträgt 8 kWh/(m2a) nach PHPP und einem Primärenergiebedarf von 13 kWh / (m2a) nach EnEV. Der am Gebäude erzeugte Solarstrom wird nicht nur für den Anteil des Anlagenstromes berücksichtigt, sondern höhere Erträge wie sie für eine Nullemissionsbilanz notwendig sind, werden damit dargestellt. Der Wärmebedarf wird erzeugt durch solare Gewinne, Nachheizung der Zuluft sowie der inneren Wärmequellen. 

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Ansprechpartner

Iris Oelschläger und Christoph Deimel (Telefon: 030 61285876)

Fotografin: Andrea Kroth
Strassenfassade