Wohnen am Kleinen Wannsee

Projektbezeichnung: Wohnen am Kleinen Wannsee
Firma/ Institution: Ziegert I Roswag I Seiler Architekten Ingenieure
Kategorie: Kategorie A
Jahr: 2016
Bezirk: Steglitz-Zehlendorf

Lage / Aufgabe

Das langgestreckte Seegrundstück zwischen dem Kleinen Wannsee und der Königstrasse wurde 2013 von einer Eigentümergemeinschaft erworben. Die Villa im seeseitigen Teil war zu sanieren und im nördlichen Teil durch einen Neubau mit 6 Wohneinheiten (90 – 140 m2) und eine Tiefgarage mit 12 Stellplätzen zu ergänzen. Alle Wohnungen werden barrierefrei erschlossen und haben einen direkten Seezugang.

Entwurf

Der polygonale Baukörper des Neubaus nimmt Bezug auf die vorhandenen Fluchten von Grundstücks- und Baugrenze sowie auf die Ausrichtung der Bestandsvilla. Gleichzeitig spiegelt sich die Außenform des Baukörpers in seinem Inneren wieder: So entstehen großzügige Dielen als zentrale Verbindungsräume. Präzise Einschnitte in das Gebäudevolumen erzeugen den Eingangsbereich bzw. dienen der Belichtung des Treppenraumes. Die schuppenartige, hinterlüftete Fassade aus Naturschiefer betont mit ihrer lebendigen Textur das kompakte Gebäude- volumen. Die Lage an der Straße sowie die Himmelsrichtungen ergeben verschiedene Themen für die Fassaden. Die Nord-, West und Ostfassade wurden als Lochfassaden geplant, während die Südfassade großzügige Öffnungen aufweist. Durchgehende Balkonbänder bilden einen privaten Freibereich in den Obergeschossen.

Die Form der Balkonbänder entsteht sowohl durch die Baukörpergeometrie als auch durch die Ausrichtung zum See.

Bauweise

Eine hochdämmende, diffusionsoffene Gebäudehülle aus Naturbaustoffen umschließt den Baukörper und minimiert die Wärmeverluste (30% unter Referenzgebäude EnEV2014). Mit Ausnahme von Tiefgarage und Aufzugschacht wurden alle Bauteile in vorgefertigter Holzbauweise hergestellt und in nur 5 Wochen errichtet. Für die Außenwände wurden Holzrahmenbauelemente mit einer 24 cm starken Zellulosedämmung eingesetzt, die Decken hingegen bestehen aus massivem Brettsperrholz und kragen als Balkonbänder bis zu 3 m weit aus. Treppenhauswände und Treppenläufe bestehen ebenfalls aus Brettsperrholz und wurden unterseitig sichtig belassen. Trotz hoher Schallschutzanforderungen wurden auch die Holzdecken so konzipiert, dass diese ebenfalls sichtig bleiben könnten. Die Tragstruktur verzichtet auf statische Wandscheiben innerhalb der Wohnungen und ermöglicht so auch offene Grundrisse. Schlanke Unterzüge aus Furnierschichtholz lassen sich optimal in Trennwände integrieren.

Die schadstofffreie, diffusionsoffene Bauweise im Zusammenspiel mit den sorptionsfähigen Raumoberflächen und freier Fensterlüftung (2 x täglich Stoßlüften) sorgen für eine natürliche Regulierung des Raumklimas. So kann trotz luftdichter Ausführung der Gebäudehülle auf eine kontrollierte Wohnraumlüftung verzichtet werden. Auf dem Dach sorgt eine extensive Begrünung für die Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes, eine dachintegrierte Solarthermieanlage (14 m2) unterstützt die Warmwasserbereitung und Wärmeversorgung. Auch in der Gründung konnte CO2 eingespart werden: Anstelle einer durchgehenden Bodenplatte wurde die gesamte Tiefgarage gepflastert.

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Ansprechpartner

Jan Schreiber (Telefon: 030 3980095-12)

Roswag Architekten GvAmbH
Seefassade mit auskragenden Holzdecken